Feuerwehrmann stirbt bei Löscheinsatz
Tödlicher Unfall in Göttingen, bei dem zwei weitere Einsatzkräfte schwerverletzt wurden.
Am Donnerstag, den 27. Juli 2006, ereignete sich in Göttingen ein Kellerbrand, bei dem ein Kamerad den Tod fand und zwei weitere Kameraden schwerverletzt wurden.
Das Mitgefühl der OFW Lehrte gilt den Angehörigen und den Kameraden der Feuerwehr Göttingen.
Ess folgt der Text der Pressemitteillung von nonstopnews.de:
Ausgedehnter Brand im Keller vom „Ökonomikum“ der Uni Göttingen endet in Katastrophe – Vermisster Feuerwehrmann kann nur leblos geborgen werden – Dramatische Reanimation der Kameraden bleibt ohne Erfolg
Datum: Donnerstag, 27. Juli 2006, ca. 20.30 Uhr
Ort: Göttingen / Niedersachsen
(gs) Zunächst sah alles nach einem völlig harmlosen Kellerbrand aus, doch der Einsatz der Göttinger Feuerwehr endete in einer Tragödie.
Gegen 20.30 Uhr meldeten Anwohner Rauchentwicklung aus dem Keller des „Ökonomikum“, einem Vorlesungs- und Verwaltungsgebäude auf dem Campus der Uni Göttingen.
Die Feuerwehr rückte mit 50 Mann Besatzung aus und schickte zur Erkundung der Lage einen Trupp unter Atemschutz in das Untergeschoss des Gebäudes.
Doch der Einsatz nahm eine dramatische Wendung. Aus noch unbekannter Ursache kam der Löschtrupp in Schwierigkeiten. Die Retter mussten selbst gerettet werden. Zwei Feuerwehrkräfte brachen beim Verlassen des Kellers zusammen, mussten notversorgt werden. Ein dritter blieb vermisst. Der Feuerwehrmann konnte kurz danach leblos geborgen werden. Sofort bemühten sich die Kameraden um das Leben ihres Kollegen. Doch auch die über eine halbe Stunde andauernden Reanimationsmaßnahmen blieben erfolglos. Der Notarzt musste den Feuerwehrmann schließlich für Tod erklären.
Um den Brand zu löschen, musste die Feuerwehr das Untergeschoss mit Löschschaum fluten. Die Ursache für den dichten Qualm, der auch in die darüber liegenden Geschosse zog und große Schäden anrichtete, ist noch völlig unklar.
Die Feuerwehrkräfte werden nun von Seelsorgern betreut, um den Verlust des Kameraden verarbeiten zu können. Warum es im Keller zu dem dramatischen Zwischenfall mit den tragischen Folgen kam, muss nun noch ermittelt werden.
Soweit zu dem Bericht der Medien.
Es gibt angesichts der Tragik des Einsatzes sicher keine Gründe, über die Ursachen des Unfalls an dieser Stelle zu spekulieren. Aber die Tatsache, dass wieder freiwillige Einsatzkräfte bei offensichtlich ganz "normalen" Einsatzlagen zu Schaden gekommen sind, veranlassen mich, einige Gedanken zu diesem Thema zu verfassen.
Uns Einsatzkräften ist bewußt, dass Einsätze immer mit gewissen Risiken verbunden sind. Dieses Risiko läßt sich nicht gänzlich ausschließen, muss aber auf ein Mindestmaß reduziert bleiben. Neben Schutzkleidung und Fahrzeuge/Geräte ist eine entsprechende Vorbereitung auf den Einsatzfall zwingend notwendig. An der einsatzbezogenen Ausbildung scheint es vielfach zu mangeln. Einsätze der Art lassen sich nunmal nicht bei kalten Lagen simulieren. Es klafft ein großes Loch zwischen den Ausbildungsmöglichkeiten und der Realität. Es fehlen flächendeckend Einrichtungen, die genau solche Einsatzlagen konstruieren können und Einsatzkräften ein Gefühl von Einsatzrealität verschaffen.
Brandübungsanlagen können dazu ein geeignetes Mittel sein, um Einsatzkräfte vorzubereiten. In den öffentlichen Feuerwehren fehlen diese Anlagen fast gänzlich. Die privaten Anbieter solcher Anlagen fordern z.T. mehr als 100 € für eine Trainingseinheit pro Einsatzkraft. Eine für Einsatzkräfte nicht akzeptabele Situation, die es für unsere Sicherheit zu ändern gilt.
Übungsanlagen, für welche Einsatzarten auch immer, müssen den Einsatzkräften in örtlicher Nähe ständig zur Verfügung stehen und eine kontunierliche Vorbereitung für den Ernstfall jederzeit ermöglichen. Nur so läßt sich das Unfallrisiko überhaupt verringern. Wir Einsatzkräfte brauchen diese Vorbereitung, insbesondere auch für unsere eigene Sicherheit. Darin sollten wir uns alle einig sein und solche Ausbildungsmöglichkeiten auch einfordern.
Ich persönlich möchte jedenfalls nicht erleben, dass ich einer Ehefrau eine solche Schreckensnachricht übermitteln muss und im Hinterkopf weiss, dass eine bessere und einsatznahe Ausbildung einen Unfall möglicherweise hätte verhindern können.
Karl-Heinz Schlehuber ,Ortsbrandmeister